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Auf dieser Seite finden sie kurze geschichtliche Aufsätze über Ebersheim.
Sollten Sie auch einen solchen geschrieben haben, z.B über Ihren Verein, Ihre Familie, oder Ihr Wohnhaus, schicken sie in uns und wir veröffentlichen ihn hier


Andachtsbilder (Andenkenblätter)

Auch „Heiligenbildchen“ genannt sind sie besonders Katholiken bestens bekannt, dienen sie doch dazu im Gesangbuch Seiten zu markieren, meistens im Format 9 x 14 cm. Auf der Vorderseite ist in der Regel ein Heiliger abgebildet (z.B. Joseph mit Kind), auf der Rückseite ein Text dazu.
Im Internet findet man auf der Sammlerseite colnect.com/de inzwischen über 15.000 verschiedene davon.
Außer zu kirchlichen Anlässen gibt es auch Andenkenblätter über Personen oder Ereignisse. Zu diesen zählt das des Ebersheimer Oberlehrers Georg Gumbel das die Gemeinde Ebersheim zu seinem 50jährigen Dienstjubiläum am 15. Mai1883 herausgab.

Es gibt bestimmt weitere dieser „Bilder“ von Ebersheim die der Kultur- und Geschichtsverein Ebersheim e.V. gerne als Teil der Ebersheimer Geschichte registrieren würde. Hinweise dazu bitte
per Mail an post@kug-ebersheim.de

Dieser Artikel erschien auch im Ebersheimer Schaufenster, Ausgabe 162 – Aug./Sep. 2023
Hans-Peter Görtz, Kultur- und Geschichtsverein Ebersheim e.V.


Brauereien in Ebersheim

Dabei denken die meisten zuerst an Rheinhessen-Bräu das am 12.06.2007 mit dem ersten Braugang als Hausbrauerei (mit Verkauf, aber ohne eigene Gaststätte) im Reiterweg 7 eröffnete und mit eigener Braugerste punktet.

Es gab aber bereits um 1900 eine Brauerei im Töngeshof 8. Leider ist von ihr wenig bekannt. Damaliger Besitzer war Johann Darmstadt, der auch den nach ihm benannten „Darmstädter Hof“ erbaute, ihn 1905 an die Familie Becker verkaufte, die dort noch heute ihre Gaststätte mit Hotel
betreibt. Um diese Zeit ist vermutlich auch die Brauerei geschlossen worden. Warum er alles verkaufte, darüber kann nur spekuliert werden, er soll aber Wettschulden gehabt haben. Auf einem 1910 datiertem Stich-Tiefdruck des Mainzer Künstlers Clemens Kissel ist das Gebäude zu sehen. Damals noch vierstöckig, heute nur noch zweistöckig. Geblieben ist
das markante Wappen des Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn (1647-1673).

Das einzig erhaltene aus der damaligen Zeit das von der Brauerei stammt ist eine Biermarke (Kupfer, rund, 21 mm) auf der als Brauereiname „BRAUEREI ZU TOENGESHOF“ steht.

Da solche Biermarken nicht von „Minibrauereien“ ausgegeben wurden deutet dies darauf hin, dass
die Brauerei wohl zahlreiche Gaststätten belieferte. Die teilweise heute noch vorhandenen zweistöckigen Keller, in denen das Bier kühl gelagert wurden, reichen bis unter die Gebäude in der Töngesstraße 54. Dort befand sich, bis zum Abriss, die Wirtschaft „zum Töngeshof“, bzw. ein Getränkemarkt.

Auf einem Foto von 1912, ist zu sehen, dass nach der Schließung der Brauerei die Mainzer „Bierbrauerei zur Sonne“ die Belieferung mit Bier übernommen hatte

Foto aus Sammlung Dr. Büllesbach

und auf einer Ansichtskarte von 1914 die Mainzer Aktien-Bierbrauerei.
Da die Gaststätte in der Denkmalzone „Töngeshof“ liegt wurde beim Neubau 2022-2023 die Fassade der alten Gaststätte wieder aufgebaut.

Hans-Peter Görtz, Kultur- und Geschichtsverein Ebersheim e.V.
Quelle: https://archiv.mainzer-brauereien.de/Geschichte/vorortbrauereien/vorortbrauereien.html
Der Artikel erschien, in kleinerer Form, im Ebersheimer Schaufenster Ausgabe 156


Der Töngeshof in Ebersheim

Kurzfassung eines öffentlichen Vortrages vom 23.03.2017 gehalten durch unser Mitglied Berthold Tapp. Veröffentlicht im Ebersheimer Schaufenster Ausgabe 126 vom August 2017

Der Töngeshof, ca. 500 m östlich der alten Ortsgrenze von Ebersheim gelegen, bietet auch heute noch den Eindruck eines geschlossenen quadratischen Ensembles von denkmalwürdigem Charakter. Er verdankt dies nicht zuletzt seiner fast 500 m langen, etwa 2m hohen Umfassungsmauer, die in weiten Teilen erhalten ist. Sie umschließt ein Gelände von etwa 1,5 ha, das sich nur an seiner Südost-Ecke im sog. „Töngesbogen“, dem einzigen erhaltenen Zugang zum zentralen Innenhof, öffnet. Er ist in seinem jahrhundertealten Erscheinungsbild erhalten und restauriert worden. Der geschlossenen quadratische Innenhof wiederum wird beherrscht von dem imposanten Herrenhaus aus dem 17. Jh., dessen Fassade das Wappen des Landesherren Kurfürst Johann Philipp von Schönborn (1647-1673) ziert.

Es ist ein Repräsentativbau dessen Vorgänger 1667 abgebrochen wurde, wohl weil die Schäden des 30 jährigen Krieges zu schwer waren. Das Gebäude ist vom Stil und Wappen her als Sitz des Kurmainzischen Amtskellers, des Leiters der wirtschaftlichen Angelegenheiten des kurfürstlichen Amtes Olm ausgewiesen.
Dieser engere Töngeshof im Südosten der gesamten Anlage dürfte daneben die wichtigeren Wohngebäude der Bediensteten, aber auch die 1812 abgerissenen Kapelle des 12. Jhs. umfasst haben, deren genauer Standort nach wie vor unbekannt ist. Das Gebäude links vom Töngesbogen (Haus Gill) dürfte aus dem 18 Jh. stammen, die meisten übrigen Gebäude sind Ergebnis der Parzellierung von 1812 ff. Der Brunnen wurde in privater Initiative freigegraben und die Begrenzung aufgemauert.
Man darf davon ausgehen, dass die nördliche Seite der Gesamtanlage Platz für die Errichtung von Scheunen, Stallungen und Pferchen für das Vieh, vor allem für Schafe bot. Der Töngeshof war nämlich der Sammelpunkt für die Abgaben der zinspflichtigen Bauern des Amtes Olm, zu dem seit dem 16./17. Jh. die folgenden Dörfer gehörten: Nierderolm, Oberolm, Klein-Winternheim, Ebersheim, Gau-Bischofsheim, Laubenheim und Weisenau.
Wie kam es zu der Bezeichnung „Töngeshof“?
Det Hof wurde im 13. Jh. aus der Vogtei der Bolander gelöst, 1383 an die Alzeyer Antoniter weiterverpfändet und seit dem als Töngeshof / Tönjeshof bezeichnet. 1420 geriet der Hof in den Besitz des Stiftes Mainz. Der Wirtschaftsbetrieb des Amtes Olm wurde Mitte des 16. Jh. ausgegliedert und nach Ebersheim verlegt (sog. „Kellerei“) und verblieb dort bis zum Ende des Kurstaates während der französischen Besatzung.
Wie muss man sich die Wirtschafts- und Eigentumsverhältnisse im Dorf Ebersheim vorstellen?
Wenn man von einer Gesamtfläche der Gemarkung von 3.022 Morgen (J. Blumers, Festschrift von 1965) ausgeht, dann gehörten zum Töngeshof 947 Morgen Acker und 27 Morgen Weingarten. Den Rest von rd. 2.000 Morgen der Dorfgemarkung teilten sich mindestens 12 Klöster und Stifte, wie z.B. St. Stephan, Liebfrauen, St. Peter, St. Mauritz etc.
Die Hinweise auf Kloster Maria Dahlheim (Zahlbach) sind in Form von Gütersteinen vom Verfasser aufgefunden und datiert (z.B. Stein am Treppenaufgang zur Kirche). Allein für Maria Dahlheim sind 133 Morgen Acker, 4,5 Morgen Weingarten und 2 Morgen Wiesen nachgewiesen.
Für alle diese Klöster sind die Bewohner von Ebersheim als arbeits- und abgabepflichtig anzusehen. Der Töngeshof wurde im Auftrag des Kurfürsten von einem „Hofmann“ geleitet. Ihm persönlich gehörten 400 Morgen und dazu die Schäferei im ganzen Ebersheimer Distrikt. Hinzu kamen 27 Morgen Weingarten in Ebersheim und 3 in Gau-Bischofsheim. Der Töngeshof war also das Zentrum der Abgabewirtschaft im Amt Olm. Die Abgaben wurden dorthin geliefert, kontrolliert, gelagert und gegebenenfalls der kurfürstlichen Hofhaltung zugeführt. Das galt etwa bis zur französischen Besetzung 1790 ff. und zur Eingliederung in das französische Staatsgebiet. Danach gab es keine Klöster und Stifte mehr, die Abgaben verlangen konnten. Der Kurfürst floh nach Aschaffenburg, die Klöster wurden aufgehoben und die Kleriker vertrieben. 1793 wurde der geistliche Besitz eingezogen, 1802 waren alle geistlichen Institute aufgehoben bis auf die „Englischen Fräulein“, deren Schule man dringend benötigte. Die geistlichen Güter wurden beschlagnahmt und versteigert.
Am 20.6.1803 wurden in der Mainzer Präfektur erstmals 23 Objekte versteigert, bis 1813 fanden weitere 54 Versteigerungen statt. Von 260 Angeboten wurde keines unter Taxwert verkauft. Nutznießer war das finanzkräftige Mainzer Bürgertum (z.B. die Familien Parcus, Macke etc.). 1808 wurde der Töngeshof und seine Liegenschaften versteigert.
1818 kamen die Ebersheimer Liegenschaften (Töngeshof und die zu Nationalgütern erklärten ehemaligen Besitztümer der Klöster) in die Hand des Herzogs Emmerich Joseph von Dalberg zu Herrnsheim aus Worms. Dieser veranlasste die Parzellierung, so dass die heutigen Verhältnisse im Töngeshof – die Aufteilung in Bauernstellen – wohl auf das Jahr 1818 zurückgehen. Das Herrenhaus wie auch der Torbogen blieben erhalten und allmählich erhielt der Hof wie auch das Dorf sein heutiges Gesicht.